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[☆001] Die Zwerge - Ein guter Tag - Kurzgeschichte

Hallo lieber Lesestern,


heute gibt es eine Kurzgeschichte von mir. Damit beginnen die Geschichten der Zwerge, einem kleinen Völkchen aus meiner Welt Hangaia.

Da ich normalerweise keine Kurzgeschichten schreibe, hoffe ich, dass es dir trotzdem gefällt. Mein Schreibstil ist eindeutig für mehr Platz ausgelegt, aber mit etwas Übung, komm ich da schon rein!


Über Feedback würde ich mich wahnsinnig freuen. Ich habe definitiv vor an meinen Kurzgeschichten zu arbeiten und hier künftig, die eine oder andere hochzuladen.


Dein Jerry


Ausblick auf das Meer

Ein guter Tag - Angriff der Seeräuber

Bereits früh am Morgen ist Tuagh unterwegs. Er ist einer der ersten wachen Zwerge an diesem Tag und stampft mit einigen Angeln über der Schulter, in Richtung Meer. Dem Trampelpfad durch die Felder folgend, erkennt er in der Ferne ein Schiff am Horizont. Nichts Ungewöhnliches. Die Zwerge hatten schon vor einer Weile herausgefunden, dass sich in der Nähe ihrer Insel eine Handelsroute befindet. Ungerührt wirft er seine Angeln aus und macht es sich gemütlich. Mit den Beinen über der Klippe starrt er auf das tosende Meer.

Die Wellen sind unruhig und schlagen lautstark gegen den hohen Fels. Schäumen auf und ziehen sich dann wieder zurück. Die tiefdunkle Farbe des Wassers erinnert kaum an das sonst so typische Blau. Ein eisiger Wind kommt auf, der dem Zwerg durch den braunen Bart pfeift und ihn durcheinanderbringt. Er zerrt dicke Wolken hinter sich her, die den Himmel verhängen. Ein Sturm zieht auf. Tuagh richtet seine Seemannsmütze.


Ein normaler Angler würde nun die Schnur einziehen. Doch dafür ist dieser Zwerg zu sehr Krieger. Er würde sich nicht vor ein bisschen Wind und Wetter verstecken. So bleibt er sitzen und lässt den Blick zum Schiff wandern. Es ist mittlerweile nah genug, um den Bug zu erkennen. Ein oranger Drache streckt sich gen Himmel. Das schlanke Langschiff wird mit Rudern betrieben, die in grün geschuppten Krallen liegen. In der immer gleichen kreisenden Bewegung stemmt die Besatzung die Holzruder in die Wellen, um vorwärtszukommen. Der Wind bauscht die orange-grün gestreiften Segel auf. Bringt sie näher an die Insel heran. Ein unmelodischer Gesang wird dabei vom Sturm zur Klippe getragen. Ein Schlachtgesang.

Tuagh reißt die Augen auf, die Angeln ignorierend, nimmt er die Beine in die Hand und eilt zurück in die Stadt. Ein Schiff, das sich auf diese Art ankündigt, ist definitiv kein freundliches. Mit Schrecken stellt er unterwegs fest, dass weitere Ruderschiffe am Horizont auftauchen. Immer schneller nähern sie sich von allen Seiten der kleinen friedlichen Insel.


Kaum in der Stadt angekommen brüllt er im Bariton: „Wir werden angegriffen. Chwyć za broń! Greift die Waffen!“ Nur wenige Augenblicke später stolpern und poltern die Bewohner aus ihren Häuser. Bewaffnet bis an die Zähne.

„Wo?“ Der Schulze stellt sich vor Tuagh und reicht ihm seine Axt. „Sie umzingeln uns.“ Ein hämisches Grinsen bildet sich auf dem Gesicht des alten Zwergs. Die Herausforderung und die Aussicht auf einen anständigen Kampf kommen ihm gerade Recht. Er lässt Tuagh stehen und schickt die Zwergenkrieger los, um überall Posten zu beziehen. Schnell ist der Platz geräumt.

Eine junge Frau mit buschigem braunen Haar und Sommersprossen kommt auf den Fischer zu. „Sag Vetter, wer greift uns an?“ Kurz betrachtet er Ruguru, wie sie in ihrer dunkelgrünen Schürze und dem Nudelholz in der Hand vor ihm steht. „Willst du etwa damit kämpfen?“, umgeht er die Frage seiner Base. Sie rümpft die Nase und stemmt die Arme in ihre Seiten. „Na klar! Also, krieg ich jetzt auch eine Antwort?“


Sich abwendend starrt Tuagh zum Horizont. Seine Spaltaxt kampfesfreudig in den Händen richtend, fixiert er die Kreaturen, die über die Klippen steigen. „Es sind Seeräuber aus dem Norden. Die Viecher nennen sich Semasa.“ Zischend stößt Ruguru die Luft aus. Dann macht auch sie sich kampfbereit. Keine Sekunde zu früh. Die Räuber stürmen, ein kehliges Kreischen ausstoßend, auf die Stadt zu.

Die grünen echsenartigen Kreaturen eilen in ungeheurem Tempo über die Ebene. Der Bärtige sieht die flügellosen Drachen zum ersten Mal mit eigenen Augen. Ihre Gesichter werden von einer schwarzen Maske vollständig bedeckt. Am Hinterkopf hebt sich ein schuppiger Kamm ab, der ein saftiges Orange übergeht. Der Echsenschwanz hingegen endet in einer knallroten Spitze. Ansonsten sind ihre Schuppen dunkelgrün. Zwischen Klauen und Schwimmhäuten halten Sie scharfe Säbel umklammert. Sonst tragen sie nichts bei sich, nicht einmal Kleidung.

Den ersten Schlag abwehrend besinnt sich Tuagh wieder auf das hier und jetzt. Seine Spaltaxt schwingend, schneidet er sich durch die Kinder des Meeres. Ruguru zögert ebenfalls nicht lange. Jeder Semasa in ihrer Reichweite bekommt das Nudelholz übergezogen. Doch schon nach einigen Schlägen zerbricht es ihr. Kurzerhand wirft der Vetter ihr einen der am bodenliegenden Säbel zu. Er selbst nutzt jeden Millimeter seiner Axt, um sich gegen die deutlich größeren Monster zu behaupten. So haut er dem einen oder anderen Räuber schon mal den Axtschaft zwischen die Beine. Was die geschlechtslosen Kreaturen nur wenig zu stören scheint. Dennoch geraten manche ins Taumeln und Ruguru nutzt die Chance, um ihnen den Säbel über die Brust zu ziehen.


Mit einem Lauten „Dla krasnoludów! Für die Zwerge!“ stürmt eine Handvoll meterhoher Männer und Frauen auf die Echsen zu. Der Wind bauscht sich auf. Pfeift den Kriegern um die Ohren und verweht die Geräusche des Kampfes. Dicke Regentropfen lösen sich aus den Wolken und fallen auf die leblosen Körper der Seeräuber.

Kaum eine Stunde später verstummt das Kampfgetümmel. Die Krieger ziehen sich in die Stadthalle zurück, um ihre Wunden zu versorgen und durchzuzählen. Drei von ihnen sind gefallen. Für sie wird am Abend eine Totenfeier abgehalten. Doch bis dahin wird getrunken. Denn die Zwerge haben gesiegt und das muss gefeiert werden!


Tuagh und Ruguru schließen sich ihnen an. „Das war ein guter Tag, meinst du nicht?“, fragt die Braunhaarige. Zustimmend in seinen Bart grummelnd, gönnt sich der Fischer seinen heiß ersehnten Met. Jeder Tag, an dem die Zwerge siegreich aus einer Schlacht abgehen, ist ein guter Tag.

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