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[☆014] Die Halloweenlegende

Hallo Zusammen,


zum Halloween Special der #schreibenmitzimt Challenge von @nadine_koch_schreibt und @cinnamon_society habe ich mal wieder eine kleine Geschichte mitgebracht.

Ich hoffe sie gefällt euch :D



Die Halloweenlegende

«Die Legende besagt, wer am 31. Tag den düsteren Wald am Ende der Stadt betritt, wer den Kürbissen folgt, der findet ein Haus. Groß und schief stehen die Wände, orangenes Licht brennt hinter jedem Fenster, kreischende Fledermäuse verdunkeln den hellleuchtenden Mond und Schatten greifen nach einem», flüstert Jamey und senkt den Zettel, auf dem die gleichen Worte stehen.


Sein Blick gleitet nach oben und bleibt an dem Haus hängen, das der Beschreibung exakt entspricht. Neben ihm, unter den Bäumen, den Pfad umsäumend, stehen unzählige Kürbisse mit grusligen Gesichtern. Sie scheinen zu flüstern, ihn zu locken, und er folgt. Seine Füße bewegen sich wie von selbst, immer näher an das Haus heran.


Er kann die Wärme spüren, die von dem Haus ausgeht, während gleichzeitig der kalte Nachtwind über seine Haut streift. Ein Quietschen ertönt, die Haustür öffnet sich, einladend scheint sie ihn näher zu bitten. Wieder folgen seine Füße ohne sein zutun, sie tragen ihn bis zu der Veranda und dann die Stufen hinauf.


Er blickt tief in das Innere des Hauses, das sich nicht vom Wald zu unterscheiden scheint. Wurzeln kriechen die Wände hoch, zwischen denen weitere Kürbislaternen liegen. Dem Waldpfad dazwischen folgend, bemerkt Jamey, dass sich etwas verändert hat. Das weiche Laub auf dem Boden fängt an, bei jeden Schritt zu knacken und zu knirschen.


Erst als Jamey sich den Fuß an einem Schädel stößt, merkt er, dass er auf unzähligen Knochen geht. Obwohl er weiß, dass er sich deshalb fürchten müsste, tut er es nicht. Ist nicht im Stande dazu, nicht einmal sich darüber zu wundern, weshalb er keine Angst verspürt.


Wieder hört er das Flüstern der Kürbisse. Wieder folgen seine Füße. Sie stoppen erst, als er in einem runden Raum ankommt, in dessen Mitte ein großer kochender Kessel steht. Ein hageres Weib mit langen spitzen Fingern und einer grässlichen Fratze beugt sich über die grüne Suppe und lässt eine Handvoll Spinnen hinein fallen, die das Gebräu zum Blubbern bringen.


Ein Schauer rinnt über Jameys Rücken. Er weiß, dass er Angst haben sollte, Angst haben muss. Doch er spürt nichts und geht stattdessen auf die Frau zu.

Ihre schmalen Lippen verformen sich zu etwas, das wohl ein Lächeln sein soll. Sie hebt ihre Hand und lockt ihn mit ihren Fingern. Das Flüstern wird lauter, die Kürbisse scheinen ihn schon fast anzuschreien. Jetzt erst versteht er ihre Worte: «Flieh, solange du noch kannst!»


Doch dafür ist es längst zu spät. Sein Blick verklärt, seine Beine gehorchen einem Ruf, dem er sich nicht widersetzen kann. Er klettert in den Kessel, das kochende Gebräu schmerzt ihn, doch er kann nicht einmal mehr schreien. Sie lässt ihn nicht.

Ihre Finger gleiten über seine Wange, streichen seine Tränen hinfort und lassen sein Bewusstsein schwinden. Dunkelheit schirmt seinen Geist ab und nimmt ihm den Schmerz.


«Die Legende besagt, wer am 31. Tag den düsteren Wald am Ende der Stadt betritt, wer den Kürbissen folgt, der findet ein Haus. Man sagt, wer diese Legende hört, ist nicht mehr in der Lage dem Ruf der Vettel zu widerstehen. Also nimm dich in Acht, wenn der 31. Tag erwacht, denn dann wird sie nach dir rufen», flüstert ein Mädchen und kichert. Die anderen Kinder sehen sie erschrocken an, das Lagerfeuer knistert, während Marshmallows verbrennen.


«Hör auf, so einen Unsinn zu erzählen! Hier gibt es keine kinderfressenden Hexen», beschwert sich eines der Kinder.

«Wartet mal, wo ist eigentlich Jamey?», fragt ein weiteres.

«Zu spät», flüstern die Kürbisse, das Feuer erlöscht und Kerzen flammen am Wegesrand auf. Einer nach dem anderen wandern die Kinder auf das Haus zu, laufen auf dem Pfad aus Knochen, zwischen den Wurzeln und Kürbislaternen.


Ein schrilles Lachen erfüllt die kalte Nacht und die wohlgenährte Hexe schließt ihre Pforten bis zum nächsten Halloween.



Lasst euch morgen Nacht nicht in den dunklen Wald entführen und haltet euch von bösen Hexen fern ;)


Euer Jerry

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